Vorstandssitzung, nicht öffentlich
Okt
Tagesexkursion der Küsterinnen und Küster der Nordkirche nach Meldorf
„Wenn Engel reisen, lässt Gott die Sonne scheinen.“ Unter dieses Sprichwort kann man den 30.06.25 wohl stellen, denn das Wetter war an diesem Tag wunderschön. Der Meldorfer Dom empfing uns bei strahlendblauen Himmel und sommerlichen Temperaturen. Aus allen Himmelsrichtungen strömten die Küsterinnen und Küster aus dem Gebiet der Nordkirche erwartungsfroh in Richtung „plattes Land“.
Die ankommenden Küsterinnen und Küster wurden im Dom mit einer guten Tasse Kaffee und Plätzchen willkommen geheißen. Möglich gemacht wurde dies durch die Zusammenarbeit des Domküsters Maurice Niestadt und seinem Team.
Im Anschluss an diese Stärkung weihte uns Herr Winter, ein ehemaliges KGR-Mitglied der Meldorfer Kirchengemeinde, in das eine oder andere Geheimnis der St. Johannes-Kirche, wie der Meldorfer Dom offiziell heißt, ein. Zum Dom wurde die Kirche nämlich sozusagen vom Volksmund geweiht – die St. Johannes-Kirche war niemals die Predigtstätte eines Bischofs. Wir erfuhren allerlei, so zum Beispiel, dass die Kirche zwar im Großen und Ganzen dem Baustil nach in die Backsteingotik zu datieren ist, dagegensprechen aber die Gewölbe in der Kirche. Diese sind mit runden Kuppeln versehen und nicht, wie üblich, mit spitzen Gewölben. Man nennt diesen besonderen Stil die „Niedersächsische Sonder-Bauerngotik“. Nachdem es 1866 im Dachstuhl gebrannt hatte, wurden der Innenraum und auch ein Teil der Außenfassade erneuert. Dabei veränderte sich auch die Gestalt des Turmes, der vorher niedriger und gedrungener war. Der Meldorfer Dom wurde zwischen 1250 und 1300 erbaut und zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenbauten an der Westküste.
Im Altarraum zeigte uns Herr Winter dann unterirdische Mauerreste, die einer Vorgängerkirche zugeordnet werden, die vor 1250 an selber Stelle gestanden hat. Die Gewölbe des Domes sind verziert mit herrlichen Malereien, die man bei Reinigungsarbeiten in den Jahren 1991/92 freigelegt hat. Trotz der vielen Jahrhunderte leuchten die Farben immer noch intensiv. Besonderes Augenmerk richteten wir dann auf den Klappaltar, einen sogenannten Passionsaltar, aus dem frühen 16. Jahrhundert. In prachtvollen Schnitzereien und Malereien zeigt er Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu. Im Dom wird auf den vielen prächtigen Gemälden auch an einen Prediger erinnert, dem seine reformatorische Gesinnung zum Verhängnis wurde, Heinrich von Zütphen. Dazu muss man wissen, dass es vor Pfingsten1533 in den Kirchspielen Dithmarschens verboten war, den neuen, also den reformatorischen Glauben, zu predigen. Heinrich von Zütphen wurde nach Heide gebracht und am 11. Dezember 1524 hingerichtet. Erwähnenswert sind auch die prächtigen Buntglasfenster im Altarraum und in der Sakristei. Diese sind deutlich jüngeren Alters: Die Fenster im Altarraum stammen aus dem Jahr 1968, das in der Sakristei aus dem Jahr 1985 und wurden von dem Maler und Bildhauer Siegfried Assmann gestaltet. Wie erfuhren während dieser tollen Kirchenführung viele spannende und „typisch Dithmarscher“ Besonderheiten von Herrn Winter, dem als Dank für seine Zeit und Mühe vom Vorstand ein Geschenk überreicht wurde.
Im Anschluss an die Dom-Führung schlenderten wir gemütlich zum nächsten Punkt der „Tagesordnung“: einer Pizzeria. Dort wurden wir mit Speis und Trank bewirtet, so dass wir anschließend gestärkt dem weiteren Programm des Tages entgegensehen konnten. Während des Mittagessens saßen wir in bunt gemischten Gruppen an verschiedenen Tischen und durften feststellen, dass das Küstersein irgendwie überall gleich gelebt wird. Insofern toll, weil wir sehen können, dass uns gar nicht viel trennt – außer vielleicht die Kilometer zwischen unseren Kirchen.
Abschließend hatten wir einen Termin zur Besichtigung in der Domgoldschmiede zu Meldorf, die sich z. B. mit der Herstellung und Reparatur von Abendmahlsgeschirr beschäftigen. Hier teilte sich die Gruppe zur Hälfte. Eine Hälfte besichtigte den Mineralienkeller der Domgoldschmiede, in dem sich das „Löffelarium“ (eine Sammlung von Silberlöffeln verschiedenster Größe und unterschiedlichstem Alter) und eine Mineraliensammlung befinden. Die andere Hälfte besichtigte die Werkstatt. Bei dieser Führung erfuhren wir von Herrn Möller unter anderem den Unterschied zwischen Gold- und Silberschmied: Der Goldschmied fertigt ausschließlich Schmuck aus Edelmetallen, der Silberschmied dagegen fertigt ausschließlich Gebrauchsgegenstände aus Edelmetallen an. Ferner zeigte uns Herr Möller die verschiedensten Formen für Abendmahlskelche und Patenen.
Nun neigte sich unser Ausflug dem Ende entgegen. Wir versammelten uns erneut im Meldorfer Dom. Dort wurde uns von Tobias ein Reisesegen zugesprochen und mit dem Vaterunser endete dieser ereignisreiche Tag.
Herzlichen Dank an alle Organisatoren des Tages für Euren Einsatz!
Text und Bilder: Sonja Woest, Küsterin der St. Johannes-Kapelle zu Harmsdorf/Berufsgruppensprecherin im Küsterarbeitskreis der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland für den Kirchenkreis Ostholstein