Ohne Küster wird es düster
„Ohne Küster wird es düster“, mit diesem etwas sperrigen Slogan wirbt der Küsterarbeitskreis in der Nordkirche für seine Aktivitäten und Fortbildungen. Ich selbst konnte nun die Ausbildung zum „kirchlich anerkannten Küster“ in zwei Seminarblöcken und einem abschließenden Kolloquium beenden.
Bedingt durch die Corona-Pandemie, ist meine Fortbildung erst anderthalb Jahre später gestartet als geplant. Entsprechend gespannt war ich im Oktober 2023, als ich mich das erste Mal auf den Weg zum Chris-tophorushaus am Ratzeburger See machte. Anreise war am Sonntagnachmittag, so war es nicht verwunderlich, dass einige der eingetroffenen Küster noch in Dienstkleidung auf ihre Zimmerschlüssel warteten. Aber spätestens zum Abendessen änderte sich das, der Anzug wich der Jeans, und das schüchterne Schweigen wurde durch angeregte Gespräche über Gott, Kirche und die Welt ersetzt. Auffallend war, wie überaus freundlich und hilfsbereit alle Teilnehmenden im Umgang miteinander waren. Die Vermutung liegt nahe: Der Umgang mit vielen Menschen ist ein prägender Bestandteil der Küsterei. Dies ist von allen Anwesenden komplett verinnerlicht worden. Freundlichkeit, Zugewandtheit, immer den Blick fürs Ganze. Rückblickend waren für mich diese vielen Übereinstimmungen die prägendste Erfahrung, und es machte keinen Unterschied, ob es sich um ehren- oder hauptamtliche Küster handelte.
Die Fortbildung zum kirchlich anerkannten Küster ist in zwei Themenschwerpunkte aufgeteilt. Im ersten Teil (Oktober 2023) wurde vorwiegend Wissen rund um den Küsterdienst thematisiert. So wurden verschiedene Szenarien (z. B. Taufe, Beerdigung) besprochen, die Gestaltung von Blumenschmuck auf dem Altar und vieles mehr. Aber auch hier flossen immer die Erfahrungen der einzelnen Küster bereichernd hinzu. Unterbrochen wurden die einzelnen Themen von den Essenspausen und den kleinen Andachten in der hauseigenen Kapelle. Im Anschluss an den ersten Teil wurden Gruppen gebildet, die im folgenden Block jeweils eine Andacht selbständig durchführen sollten.
Der zweite Teil (März 2024) war dann eher theorielastig. Die wichtigen Themen wie Arbeitssicherheit, Bauerhaltung und die Struktur der Nordkirche standen auf dem Stundenplan. Im Gegensatz zum ersten Teil waren für diese Inhalte vorwiegend externe Dozenten in das Christophorushaus eingeladen worden. Aber auch in diesen vier intensiven Tagen kam die Freizeit nicht zu kurz. Die Mittagspause wurde von vielen der Gruppe für Spaziergänge an den See genutzt, und die Abende endeten meist bei einem Getränk in dem Kaminzimmer des Hauses. Der letzte Tag stand unter dem Zeichen Feedback-Runde und Vorbereitung auf das Kolloquium. Ich hatte zudem noch die Ehre, mit meinen Küsterkollegen Günther von der Apostelgemeinde Kiel die abschließende Andacht zu halten.
Am 17. April haben sich dann alle im Landeskirchenamt in Kiel zum Kolloquium eingefunden. In vorher festgelegten Gruppen und Themen wurden dann die Prüflinge von der anwesenden Kommission bei ihren vorbereiteten Vorträgen angehört und befragt. Meine Gruppe hatte das Thema Denkmalschutz, Bauerhaltung und Klima. Nach einer kurzen Beratung wurden allen anwesenden Küstern die Auszeichnung “Kirchlich anerkannter Küster” verliehen. Dies wurde mit einem anschließenden gemeinsamen Essen gefeiert.
Irgendwie bedaure ich es sehr, viele von dieser Gruppe an diesem Tag ein letztes Mal gesehen zu haben! Allerdings haben sich viele des Jahrgangs 23/24 miteinander angefreundet und sich schon privat oder in ihren Kirchen besucht. Daher bin ich sehr zuversichtlich, auch noch die eine oder andere Kirche in einer persönlichen Führung kennenzulernen.
Für mich war diese Fortbildung ein Gewinn, und ich kann sie nur jedem Küster weiterempfehlen. Arne Tomberger, Kirchlich anerkannter Küster in St. Nikolai Flensburg